Nur ein toter Mann ist ein guter Mann by Hauptmann Gaby

Nur ein toter Mann ist ein guter Mann by Hauptmann Gaby

Autor:Hauptmann, Gaby [Hauptmann, Gaby]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Der Jeep vor ihnen hat es eilig. Willy Waffel wechselt häufig die Spur, zweimal muß der Taxifahrer bei Rot über die Ampel, um ihn nicht zu verlieren.

»Das kann mich den Führerschein kosten«, schimpft er.

»Ich kaufe Ihnen einen neuen!« entgegnet Ursula.

Über eine halbe Stunde kurven sie bereits hinter dem Jeep her, durch die Frankfurter Außenbezirke sind sie schon fast durch. Anscheinend will Willy mit Blondy aufs Land. Ursula kommt eben zum Entschluß, doch besser zur Firma zurückzufahren, als der Geländewagen verlangsamt, in ein eng bebautes Vorortviertel abbiegt und der Fahrer in einer der vollgeparkten Straßen ganz offensichtlich nach einem Parkplatz sucht.

»Und jetzt?« fragt der Taxifahrer.

»Abwarten. Aber so, daß er uns nicht unbedingt sieht!«

Willy Waffel stellt sich quer vor eine Hofeinfahrt und steigt aus. Blondy möchte sich über seine Dreistigkeit offensichtlich kaputtlachen. Er geleitet sie mit großspurigen Gesten in ein schwach erleuchtetes Lokal.

»War’s das jetzt?«

»Fahren Sie näher ran, und dann suchen wir eine Telefonzelle.«

»Wohl Ihr Mann, was? Bei solchen Spielchen sollte ich überhaupt nicht mitmachen!«

»Fremdgeher aller Länder vereinigt Euch, was? Daß ich nicht lache!«

»Ist dann die Fahrt beendet?«

»Nein, Sie verdienen noch ein bißchen an mir. Wir fahren noch woanders hin!«

In eine Pizzeria hat sich Herr Waffel mit seiner Geliebten zurückgezogen. Wie praktisch, denkt Ursula, denn zu dem Restaurant gehört ein kleines Hotel. Blondy wird auf ihr Appartement hinarbeiten, und Willy wird sich gebauchpinselt fühlen. Sie merkt sich den Namen des Etablissements. Zwei Straßen weiter finden sie eine Telefonzelle. Dort schlägt sie im Telefonbuch nach und ruft dann in der Pizzeria an.

»Guten Abend, ich hätte gern Herrn Waffel gesprochen.«

»Herrn Waffel? Kenne ich nicht.«

»Er hat mir aber gesagt, daß ich ihn heute abend bei Ihnen erreichen kann. Er muß da sein!«

»Wie soll er denn aussehen?«

»Um die Fünfzig, mit einer blonden jungen Begleiterin.«

»Aha. Herrn Weber meinen Sie?«

»Habe ich das nicht gesagt?«

»Ja, der ist Stammgast bei uns. Augenblick bitte!«

Durch die Geräuschkulisse hindurch hört sie eine erregte Diskussion. Ursula grinst. So, das Spiel habe ich dir jetzt vermasselt, was? Sie wartet noch, bis Willy Waffel sich mit einem zögernden »Hallo?« meldet, dann legt sie auf.

Sie gibt dem Taxifahrer ihre Firmenadresse und lehnt sich zurück. Winterliches Schneetreiben hat den leichten Nieselregen abgelöst. Dicke, schwere Flocken kleben an den Scheiben und an den Mänteln und Jacken der Menschen, die die Gehwege entlangeilen. Nur auf den Straßen bleibt der Schnee noch nicht liegen. Schade, denkt Ursula. Ein weicher, frischer Schneeteppich vor dem Firmeneingang hätte ihr einige Geheimnisse erzählt. So bleibt ihr nichts übrig, als selbst nachzuschauen.

Die Zeiger von Ursulas Armbanduhr stehen auf acht, als der Taxifahrer vor dem Firmeneingang hält. Die Fenster sind noch hell erleuchtet. Wahrscheinlich sind die Putzfrauen mitten in ihrer Arbeit.

»Da ist keiner mehr«, sagt er und deutet auf die leere Pförtnerloge.

»Das ist gut so«, antwortet sie.

Es ist noch zu früh. Es hat keinen Sinn, jetzt da oben herumzumarschieren. Ob Lutz Wolff schon da war? Oder erst noch kommt? Oder bereits wartet? Dann müßte sein Wagen irgendwo stehen. »Warten Sie einen Augenblick«, Ursula will aussteigen.

»Oh, nein! Nicht, bevor Sie bezahlt haben. Nachher verschwinden Sie hier, und ich



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